Handicap, Spielvorgabe und Wettspiel-Formen im Golf

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Dieser Artikel erklärt das sogenannte Handicap-System im Golf, wie Sie demnach Ihre Spielvorgabe und Schläge in Scorekarten eintragen und welche Wettspiel-Formen und Zählweisen, z.B. nach Stableford, es gibt:


TIPP: Wenn Sie sich ganz frisch fürs Golfen interessieren, empfehlen wir vor dem Lesen dieses Beitrags noch unseren Artikel Der Weg zur Platzreife” zur Orientierung. Darin vermitteln eine Infografik und ein 4-minütiges Erklärvideo wichtige Golf-Grundlagen und Wie & Wo Sie in den Sport einsteigen können.


Video-Zusammenfassung: Scorekarte ausfüllen 📹

In diesem 5-minütigen Erklärvideo erfahren Sie die wichtigsten Inhalte dieses Beitrags anschaulich aufbereitet und kommentiert – inklusive einer Step-by-Step Erklärung zum Ausfüllen einer Scorekarte.

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Was bringt das Handicap-System?

Gehen wir davon aus, dass Sie einen Anfängerkurs für die Platzerlaubnis (PE) und darauf folgend einen ÖGV-Platzreifekurs erfolgreich absolviert haben. Sie haben damit eine Basis-Spielstärke bestätigt und eine eingetragene Stammvorgabe von -54 (auch Handicap-Eintrag genannt).

Handicap/Stammvorgabe erlärt

(c) Pixabay

Der Vorteil des Handicap-Systems ist, dass es Spielstärken aller Amateurgolfer normiert und vergleichbar macht und dass Spieler unterschiedlicher Spielstärken Wettspiele gegeneinander bestreiten können.

Zur konkreten Anwendung des Handicaps und den beliebtesten Golf-Spielformen finden Sie weiter unten im Beitrag mehr Informationen.

Wie kann man sein Handicap verbessern?

Ihren Handicap-Eintrag können Sie bei vorgabewirksamen Turnieren verbessern, indem Sie dort weniger „Brutto-Score“ Schläge brauchen, als es die bisherige Vorgabe Ihres „Persönlichen Par“ erlauben würde. Damit erspielen Sie Netto-Scores unter Par, die viele Stableford-Punkte bedeuten. Je nach Spielergebnis wird Ihre Stammvorgabe (Handicap) dann angepasst. Der Golfclub, in dem Sie Mitglied sein müssen um Turniere zu spielen, verwaltet die Stammvorgaben. Eine weitere Option, um das Handicap außerhalb von Turnieren zu verbessern, ist in dem man sogenannte EDS-Runden (Extra Day Score) auf seinem Heim-Golfclub spielt.

Bei Profi-Turnieren wird übrigens ohne Vorgabeschläge gespielt, weil alle Golf-Pros ohne eine Stammvorgabe spielen, d.h. sozusagen “Handicap 0” haben. In dem Fall werden einfach die Brutto-Scores der Spieler verglichen und der Spieler mit den wenigsten Schlägen gewinnt.

Welche Handicap-Klassen gibt es im Golf?

Im Golf wird die Spielstärke insgesamt in diese 6 Handicap-Klassen eingeteilt:

Vorgabeklasse Stammvorgabe (Handicap-Eintrag) Änderung des Handicaps
je Stableford-Punkt über 36 je Stableford-Punkt unter 36
6 -54 bis -37 +1 keine Verschlechterung möglich
5 -37 bis -26,5 +o,5
4 -26,4 bis -18,5 +o,4 -o,1
3 -18,4 bis -11,5 +o,3 -o,1
2 -11,4 bis -4,5 +o,2 -o,1
1 -4,4 und besser +o,1 -o,1

Gehen wir wie eingangs erwähnt davon aus, dass Sie die ÖGV-Platzreife absolviert haben und damit eine Stammvorgabe von -54 (Vorgabeklasse 6) auf Ihrer Club-Mitgliedskarte vermerkt haben.

Wenn Sie nun Ihr erstes vorgabewirksames Stableford-Turnier spielen und z.B. 41 Stableford-Punkte erzielen, verbessern Sie dadurch Ihre Stammvorgabe (Handicap) um +5 von -54 auf -49. D.h. Ihre offizielle Spielstärke verbessert sich, wobei Sie in Zukunft für jede Golfrunde um 5 Vorgabeschläge weniger für Ihr “Persönliches Par” haben. Sie werden künftig also anhand dieser besseren Spielstärke gemessen!

Am Anfang sind bei der Handicap-Verbesserung größere Sprünge möglich. Ab dem Handicap-Bereich von ca. -25 wird es etwas schwieriger und eine schlechte Turnierrunde könnte dann auch zu einer leichten Verschlechterung der Stammvorgabe führen.

Stammvorgabe (Handicap), Spielvorgabe und Ausfüllen der Scorekarte

Durch das sogenannte Course- und Slope-Rating-System (CR und SL), das die tatsächliche Schwierigkeit eines Platzes berücksichtigt, wird in der Praxis aus Ihrer Stammvorgabe (Handicap) Ihre sogenannte Spielvorgabe für einen Golfplatz berechnet:

  • Diese Information steht in einer eigenen Tabelle, die jeder Golfclub führt. Am besten Sie fragen vor Ihrer Golfrunde im Clubhaus danach. Hier das Beispiel einer solchen Spielvorgabentabelle.
  • Der Unterschied zur Stammvorgabe kann je Platz mehr oder weniger Schläge ausmachen.
  • In den Beispielen hier ist dieser Umwandlungs-Faktor aber vernachlässigt und die Spielvorgabe jeweils mit der Stammvorgabe (Handicap) gleichgesetzt.

Alle, die tiefer zum Thema Course- und Slope-Rating-System nachlesen möchten, finden hier mehr Infos.

Wettspiel-Formen und Zählweisen im Golf

Was in der Praxis beim Ausfüllen von Scorekarten zu beachten ist und welche beliebten Spiel- und Zählarten es beim Golfen gibt, haben wir hier aufgeschrieben.

Klassisches Zählwettspiel

In einem klassischen Zählwettspiel können Sie die gesamte Spielvorgabe vom Brutto-Score (benötigte Schläge) Ihrer gespielten Golfrunde abziehen. Ihr Netto-Score ist dann mit dem Netto-Score eines anderen Golfers vergleichbar. So gewinnt oder verliert derjenige, der an dem Tag – relativ zu seiner Spielstärke – besser oder schlechter gespielt hat.

Beispiel: Angenommen Sie spielen als Golf-„Anfänger“ mit Spielvorgabe 54, auf einem 18-Loch Par 72 Golfplatz, gegen einen erfahrenen Golfer mit Spielvorgabe 18:

  • Bei einem Brutto-Score von 130 Schlägen, beträgt (abzüglich Ihrer Spielvorgabe von -54) Ihr Netto-Score 76.
  • Erspielt Ihr Gegner einen Brutto-Score von 100 Schlägen, beträgt (abzüglich Spielvorgabe -18) der Netto-Score 82.
  • Sie hätten also, relativ zu Ihrer Spielstärke, mit 76:82 an diesem Tag besser gespielt und das klassische Zählwettspiel gewonnen.
Beispiel-Scorekarte: Ergebnis klassisches Zählwettspiel

Beispiel-Scorekarte: Ergebnis eines klassischen Zählwettspiels © golf-lernen.at

Zählwettspiel nach Stableford

Bei der Stableford Zählmethode muss die Spielvorgabe über Vorgabeschläge je Loch zugewiesen werden, um Ihr „Persönliches Par“ (= Par + Vorgabeschläge) je Loch zu definieren. Der Brutto-Score, den Sie auf einem Loch spielen, abzüglich dem „Persönlichen Par“ ergibt den Netto-Score des Lochs, für den es dann entsprechend dieser Liste Stableford-Punkte gibt:

Netto-Score Stableford-Punkte
+5 Schläge über Par 0
+4 Schläge über Par 0
+3 Schläge über Par 0
+2 Schläge über Par 0
+1 Schlag über Par 1
Par 2
-1 Schlag unter Par 3
-2 Schläge unter Par 4
-3 Schläge unter Par 5

Unten das Beispiel einer ausgefüllten Scorekarte mit der Zählung nach Stableford.

  • In der Praxis werden die Vorgabeschläge, im Bespiel 3 je Loch (Spielvorgabe 54), mit Strichen notiert, um optisch eine Unterscheidung zur Par-Angabe des Loches zu haben.

Es sind hier die gleichen Schlag-Ergebnisse (Brutto-Scores) eingetragen wie in der obigen Scorekarte, wo nach dem klassischen Zählspiel ausgewertet wurde. Bei der Zählung nach Stableford gewinnt der Spieler, der mehr Punkte erreicht. Sie hätten in dieser Wertung mit 36:26 Punkten gewonnen.

Beispiel-Scorekarte: Zählung nach Stableford

Beispiel-Scorekarte: Zählung nach Stableford © golf-lernen.at

Bei Turnieren müssen auf der Scorekarte lediglich die Schläge (Brutto-Scores) je Loch eingetragen werden und die Stableford-Punktevergabe wird nach Abschluss der Runde vom Sekretariat des Golfclubs übernommen. Mehr zum Ablauf eines Golfturniers finden Lesen Sie hier.

Vorgabeschläge aufteilen bei Spielvorgabe ungleich 18, 36, 54

Bei einer Spielvorgabe von 54, 36 oder 18 ist die gleichmäßige Verteilung der Vorgabeschläge auf die 18 Löcher einfach, d.h. +3 je Loch bei 54 / +2 je Loch bei 36 / +1 je Loch bei 18.

Aber angenommen, Sie verbessern Ihr Handicap über zwei gut gespielte, vorgabewirksame Turniere von -54 auf -46 und haben als Beispiel nun die Spielvorgabe 46 auf einem Golfplatz. Wie legen Sie die neue Spielvorgabe nun auf die einzelnen Löcher zur Zählung nach Stableford um?

Dabei kommt die Spalte HCP zur Anwendung, die auf jeder Scorekarte zu sehen ist:

  • Der HCP Index (auch Handicap- oder Loch-Index) geht von 1-18 und markiert die schwierigste Spielbahn des Golfplatzes mit 1, die zweit schwierigste Bahn mit 2 usw. bis zum vergleichsweise leichtesten Loch mit HCP Index 18.
  • Im Fall der Spielvorgabe 46 bekommen Sie für 18 Löcher je 2 Vorgabeschläge (=36 Schläge). Die verbleibenden 10 Schläge verteilen sich auf die 10 schwierigsten Bahnen, sprich auf jene mit HCP 1 bis HCP 10. Auf diesen 10 Löchern haben Sie dann 3 Schläge „vor“ und auf den übrigen 8 sind es jeweils  2 Vorgabeschläge für Ihr “Persönliches Par”.
Beispiel-Scorekarte: Verteilung Vorgabeschläge bei Spielvorgabe 46

Beispiel-Scorekarte: Verteilung Vorgabeschläge je Loch bei Spielvorgabe 46 © golf-lernen.at

Lochwettspiel

Das Lochspiel, Englisch „Match Play“ genannt, stellt die Urform des Wettbewerbs im Golfsport dar. Dabei spielen 2 Spieler oder Parteien (Teams) eine vorher ausgemachte Anzahl an Spielbahnen (Löcher) gegeneinander. Es wird sozusagen „Loch um Loch“ gespielt:

  • Ein Loch wird von der Partei gewonnen, die den Ball mit weniger Schlägen einlocht (=1 Punkt).
  • Bei gleicher Schlagzahl wird das Loch „geteilt“, d.h. jeder bekommt einen halben Punkt als Score.
  • Führt ein(e) Spieler/Partei mit mehr Löchern, als noch zu spielen sind, so gewinnt sie das Lochspiel.

Sofern beide Parteien bzw. Spieler am Schluss der vereinbarten Golfrunde gleichauf liegen, entscheidet ein Stechen um den Sieg. Wer dabei das nächste Loch für sich entscheidet gewinnt das Match. Begeht man einen Regelverstoß beim Lochspiel, werden keine +2 Strafschläge wie im Zählspiel gezählt, sondern der Punkt für das gerade gespielte Loch geht an den/die Gegner.

Auch im Lochwettspiel kann durch die Verteilung der Spielvorgabe auf die zu spielenden Löcher die unterschiedliche Spielstärke berücksichtigt werden. Um ein Loch zu „teilen“ darf ein Handicap -54 Spieler beispielsweise 2 Schläge mehr an einem Loch brauchen als ein Handicap -18 Golfer.

Texas-Scramble

Bis zu 4 Spieler treten als Mannschaft an und werden zusammen gewertet. Nach jedem Schlag wird vom Team entschieden welcher Ball am besten liegt und von dort aus spielen alle den nächsten Schlag weiter.


Abschließend noch 3 Lese-Empfehlungen um Ihr Spiel zu verbessern:

  1. Golfregeln kompakt 2023
  2. Der Golf-Coach: Mit über 160 Trainingssequenzen
  3. Mein Golf Training: 30 Übungen für ein effektives Training
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