Dieser Artikel erklärt das sogenannte Handicap-System im Golf, wie Sie demnach Ihre Spielvorgabe und Schläge in Scorekarten eintragen und welche Wettspiel-Formen und Zählweisen, z.B. nach Stableford, es gibt:
TIPP: Wenn Sie sich ganz frisch fürs Golfen interessieren, empfehlen wir vor dem Lesen dieses Beitrags noch unseren Artikel “Der Weg zur Platzreife” zur Orientierung. Darin vermitteln eine Infografik und ein 4-minütiges Erklärvideo wichtige Golf-Grundlagen und Wie & Wo Sie in den Sport einsteigen können.
In diesem 5-minütigen Erklärvideo erfahren Sie die wichtigsten Inhalte dieses Beitrags anschaulich aufbereitet und kommentiert – inklusive einer Step-by-Step Erklärung zum Ausfüllen einer Scorekarte.
Gehen wir davon aus, dass Sie einen Anfängerkurs für die Platzerlaubnis (PE) und darauf folgend einen ÖGV-Platzreifekurs erfolgreich absolviert haben. Sie haben damit eine Basis-Spielstärke bestätigt und eine eingetragene Stammvorgabe von -54 (auch Handicap-Eintrag genannt).
Der Vorteil des Handicap-Systems ist, dass es Spielstärken aller Amateurgolfer normiert und vergleichbar macht und dass Spieler unterschiedlicher Spielstärken Wettspiele gegeneinander bestreiten können.
Zur konkreten Anwendung des Handicaps und den beliebtesten Golf-Spielformen finden Sie weiter unten im Beitrag mehr Informationen.
Ihren Handicap-Eintrag können Sie bei vorgabewirksamen Turnieren verbessern, indem Sie dort weniger „Brutto-Score“ Schläge brauchen, als es die bisherige Vorgabe Ihres „Persönlichen Par“ erlauben würde. Damit erspielen Sie Netto-Scores unter Par, die viele Stableford-Punkte bedeuten. Je nach Spielergebnis wird Ihre Stammvorgabe (Handicap) dann angepasst. Der Golfclub, in dem Sie Mitglied sein müssen um Turniere zu spielen, verwaltet die Stammvorgaben. Eine weitere Option, um das Handicap außerhalb von Turnieren zu verbessern, ist in dem man sogenannte EDS-Runden (Extra Day Score) auf seinem Heim-Golfclub spielt.
Bei Profi-Turnieren wird übrigens ohne Vorgabeschläge gespielt, weil alle Golf-Pros ohne eine Stammvorgabe spielen, d.h. sozusagen “Handicap 0” haben. In dem Fall werden einfach die Brutto-Scores der Spieler verglichen und der Spieler mit den wenigsten Schlägen gewinnt.
Im Golf wird die Spielstärke insgesamt in diese 6 Handicap-Klassen eingeteilt:
Vorgabeklasse | Stammvorgabe (Handicap-Eintrag) | Änderung des Handicaps | |
je Stableford-Punkt über 36 | je Stableford-Punkt unter 36 | ||
6 | -54 bis -37 | +1 | keine Verschlechterung möglich |
5 | -37 bis -26,5 | +o,5 | |
4 | -26,4 bis -18,5 | +o,4 | -o,1 |
3 | -18,4 bis -11,5 | +o,3 | -o,1 |
2 | -11,4 bis -4,5 | +o,2 | -o,1 |
1 | -4,4 und besser | +o,1 | -o,1 |
Gehen wir wie eingangs erwähnt davon aus, dass Sie die ÖGV-Platzreife absolviert haben und damit eine Stammvorgabe von -54 (Vorgabeklasse 6) auf Ihrer Club-Mitgliedskarte vermerkt haben.
Wenn Sie nun Ihr erstes vorgabewirksames Stableford-Turnier spielen und z.B. 41 Stableford-Punkte erzielen, verbessern Sie dadurch Ihre Stammvorgabe (Handicap) um +5 von -54 auf -49. D.h. Ihre offizielle Spielstärke verbessert sich, wobei Sie in Zukunft für jede Golfrunde um 5 Vorgabeschläge weniger für Ihr “Persönliches Par” haben. Sie werden künftig also anhand dieser besseren Spielstärke gemessen!
Am Anfang sind bei der Handicap-Verbesserung größere Sprünge möglich. Ab dem Handicap-Bereich von ca. -25 wird es etwas schwieriger und eine schlechte Turnierrunde könnte dann auch zu einer leichten Verschlechterung der Stammvorgabe führen.
Durch das sogenannte Course- und Slope-Rating-System (CR und SL), das die tatsächliche Schwierigkeit eines Platzes berücksichtigt, wird in der Praxis aus Ihrer Stammvorgabe (Handicap) Ihre sogenannte Spielvorgabe für einen Golfplatz berechnet:
Alle, die tiefer zum Thema Course- und Slope-Rating-System nachlesen möchten, finden hier mehr Infos.
Was in der Praxis beim Ausfüllen von Scorekarten zu beachten ist und welche beliebten Spiel- und Zählarten es beim Golfen gibt, haben wir hier aufgeschrieben.
In einem klassischen Zählwettspiel können Sie die gesamte Spielvorgabe vom Brutto-Score (benötigte Schläge) Ihrer gespielten Golfrunde abziehen. Ihr Netto-Score ist dann mit dem Netto-Score eines anderen Golfers vergleichbar. So gewinnt oder verliert derjenige, der an dem Tag – relativ zu seiner Spielstärke – besser oder schlechter gespielt hat.
Beispiel: Angenommen Sie spielen als Golf-„Anfänger“ mit Spielvorgabe 54, auf einem 18-Loch Par 72 Golfplatz, gegen einen erfahrenen Golfer mit Spielvorgabe 18:
Bei der Stableford Zählmethode muss die Spielvorgabe über Vorgabeschläge je Loch zugewiesen werden, um Ihr „Persönliches Par“ (= Par + Vorgabeschläge) je Loch zu definieren. Der Brutto-Score, den Sie auf einem Loch spielen, abzüglich dem „Persönlichen Par“ ergibt den Netto-Score des Lochs, für den es dann entsprechend dieser Liste Stableford-Punkte gibt:
Netto-Score | Stableford-Punkte |
+5 Schläge über Par | 0 |
+4 Schläge über Par | 0 |
+3 Schläge über Par | 0 |
+2 Schläge über Par | 0 |
+1 Schlag über Par | 1 |
Par | 2 |
-1 Schlag unter Par | 3 |
-2 Schläge unter Par | 4 |
-3 Schläge unter Par | 5 |
Unten das Beispiel einer ausgefüllten Scorekarte mit der Zählung nach Stableford.
Es sind hier die gleichen Schlag-Ergebnisse (Brutto-Scores) eingetragen wie in der obigen Scorekarte, wo nach dem klassischen Zählspiel ausgewertet wurde. Bei der Zählung nach Stableford gewinnt der Spieler, der mehr Punkte erreicht. Sie hätten in dieser Wertung mit 36:26 Punkten gewonnen.
Bei einer Spielvorgabe von 54, 36 oder 18 ist die gleichmäßige Verteilung der Vorgabeschläge auf die 18 Löcher einfach, d.h. +3 je Loch bei 54 / +2 je Loch bei 36 / +1 je Loch bei 18.
Aber angenommen, Sie verbessern Ihr Handicap über zwei gut gespielte, vorgabewirksame Turniere von -54 auf -46 und haben als Beispiel nun die Spielvorgabe 46 auf einem Golfplatz. Wie legen Sie die neue Spielvorgabe nun auf die einzelnen Löcher zur Zählung nach Stableford um?
Dabei kommt die Spalte HCP zur Anwendung, die auf jeder Scorekarte zu sehen ist:
Das Lochspiel, Englisch „Match Play“ genannt, stellt die Urform des Wettbewerbs im Golfsport dar. Dabei spielen 2 Spieler oder Parteien (Teams) eine vorher ausgemachte Anzahl an Spielbahnen (Löcher) gegeneinander. Es wird sozusagen „Loch um Loch“ gespielt:
Sofern beide Parteien bzw. Spieler am Schluss der vereinbarten Golfrunde gleichauf liegen, entscheidet ein Stechen um den Sieg. Wer dabei das nächste Loch für sich entscheidet gewinnt das Match. Begeht man einen Regelverstoß beim Lochspiel, werden keine +2 Strafschläge wie im Zählspiel gezählt, sondern der Punkt für das gerade gespielte Loch geht an den/die Gegner.
Auch im Lochwettspiel kann durch die Verteilung der Spielvorgabe auf die zu spielenden Löcher die unterschiedliche Spielstärke berücksichtigt werden. Um ein Loch zu „teilen“ darf ein Handicap -54 Spieler beispielsweise 2 Schläge mehr an einem Loch brauchen als ein Handicap -18 Golfer.
Bis zu 4 Spieler treten als Mannschaft an und werden zusammen gewertet. Nach jedem Schlag wird vom Team entschieden welcher Ball am besten liegt und von dort aus spielen alle den nächsten Schlag weiter.
⇒ Abschließend noch 3 Lese-Empfehlungen um Ihr Spiel zu verbessern: